Ok, ich schmeiße Yoga nicht gleich, nur weil ich im Urlaub war. Aber ich gebe zu, ich bin einer von den vielen, die eben die Yoga-Praxis vernachlässigen, wenn sie viel unterwegs sind und anderes im Kopf haben. Ich brauche für Yoga Zeit und Ruhe. In meinen Träumen stelle ich mir manchmal vor, wie ich eine dieser Yoga-Gurus bin, die jeden Morgen um 5:30 Uhr aufsteht, ihren Tee trinkt, die Matte ausrollt und mit der Meditation und anschließend den Sonnengrüßen beginnt – egal wo ich gerade auf der Welt bin. Wäre das nicht schön? Der Tag würde sicherlich entspannter beginnen. Aber an diesem Punkt in meinem Leben bin ich leider noch nicht.
Vor zwei Wochen bin ich nach drei Wochen USA-Kanada-Urlaub zurückgekommen. In anderen Urlauben habe ich bereits meine blaue Yogamatte von Jade Yoga – für mich immer noch die beste und ökologischste Yogamatte – mitgenommen und habe tatsächlich einige Male am Morgen praktiziert, um wieder Schwung in die Glieder zu bringen. In Oaxaca/Mexiko, zum Beispiel, habe ich die Matte auf dem Dach meines AirBnB ausgerollt und konnte beim Sonnenaufgang meine Sonnengrüße mit einem tollen Ausblick über die Stadt üben. Dieses Mal hatte ich jedoch beschlossen, dass ich die Matte zu Hause lassen würde, da ich das Gefühl hatte, dass ich bei diesem Trip einfach nicht zum Yoga kommen würde und die Matte als zusätzlichen Ballast mit mir tragen würde. Stattdessen gab es in New York einige Jogging-Vormittage und eine günstige Yin-Yoga-Stunde auf dem Rasen einer Yoga-Lehrerin am Lake Manitoba. Einige kleine Stretching-Einheiten wurden immer mal wieder eingebaut, um nicht vom vielen Fliegen total steif zu werden. Und während des Urlaubs war auch alles in Ordnung…bis ich zurück kam.
Mit einem Jetlag von neun Stunden ist mein Körper in die Defensive gegangen. Kennst du schon meinen Post über „Warum ich Morgen-Yoga hasse?“ ? Genauso hat sich mein Körper zu jeder Tageszeit angefühlt. Da ich mein Leben lang halbwegs gedehnt war, war dies eine extreme Erfahrung für mich, von heute auf Morgen extreme Schmerzen in den Dehnungen zu verspüren. Nun habe ich mehr Mitleid mit den Leuten, die schon immer eine stark verkürzte Muskulatur hatten und die in den ersten Ashtanga-Yoga-Stunden doch sehr an Ihre Grenzen kommen (vor allem Männer!). Ihr bekommt zukünftig besonders weiche und sanfte Hände!!! Zurück zu meinem Körper: Diese extreme Umwelteinwirkung auf meinen Körper hat mir gezeigt, wie sehr unser System spürt, was um uns herum passiert, auch wenn wir vorgeben, dass alles normal zu sein scheint. Eine Woche lang hat mein Körper gebraucht, um zu verstehen, dass die Muskulatur nicht in Alarmbereitschaft sein muss. Die Dauermüdigkeit und das Gefühl, dass der Kopf absolut benebelt ist, war nicht nur eine geistige Limitierung, sondern auch eine körperliche Beeinträchtigung, die ich noch nie in meinem Leben so sehr verspürt hatte. Dieser Jetlag hat mich wirklich für eine Woche umgehauen.
Was tut man nach der langen Yoga-Pause?
Man macht ganz normal weiter! Naja, nicht GANZ normal. Take it easy! Nach einigen Tagen hatte ich meine erste Yoga-Session alleine zu Hause ausprobiert…alles hat weh getan. Nach einer Woche ging ich zur Mysore Class meiner Lehrerin, Konstanze. Unterstützung des Lehrers ist immer eine gute Idee. Ein paar weiche Hände, die deinen Körper weisen, in welche Richtung er gehen sollte, helfen beim Entspannen. Eine Person an deiner Seite oder andere Teilnehmer im Raum geben die Motivation zur Disziplin. Ich habe geschwitzt wie schon lange nicht mehr und ich bin mir sicher, dass es nicht nur an den 33°C an diesem Tag lag. Aber es war toll. Ich habe nicht die ganze erste Serie durchpraktiziert, sondern so viel, wie mein Körper an diesem Tag geben konnte. Etwas, worauf wir alle mehr hören müssen, ist, wie viel dein Körper an diesem Tag im Stande ist zu geben. Yoga ist nicht dafür da, um dich selbst mit deiner eigenen Kraft und deinem Durchhaltevermögen zu testen, sondern um dir Harmonie und Einklang geben. Und somit baue auch ich mein Training wieder aus und werde in einigen Wochen wieder meine alte Kraft und Ausdauer zurückbekommen.
Geduld ist eben eine Tugend…